PSA – Geschäft mit der Angst ?

PSA ist ein wichtiger Laborwert in der Diagnostik des Prostatakarzinoms.

In der jüngeren Vergangenheit konnte man zahlreiche Publikationen zum Thema Sinn und Unsinn von Krebsfrüherkennungsuntersuchungen zur Kenntnis nehmen. Werden mittlerweile auch die Brustkrebsscreeningprogramme in Frage gestellt, hatte man zuvor vor allem die sogenannte PSA-Untersuchung zur Früherkennung von Prostatakrebs kritisiert. Eine große Bandbreite von Kritikern vom Kontraste TV-magazin des RBB bis Ranga Yogeshwar, von der „Zeit“ bis zur „Süddeutschen“ und nicht zuletzt die BEK/GEK, die zweitgrößte gesetzliche Krankenkasse Deutschlands, hatte sich auf die PSA-Untersuchung und ihre vermeintlichen Folgen eingeschossen.

Die Kritikpunkte lauteten durch die Bank:

Die Untersuchung ist „unsicher“ und kann das Vorliegen von Krebs anzeigen oder auch nicht.

Die Wahrheit ist:

Von den sogenannten Tumormarkern -also Blutuntersuchungen, die Tumorerkrankungen vor dem Auftreten von Symptomen anzeigen sollen- ist das PSA der Genaueste. Dabei ist zu berücksichtigen, dass das PSA ein Gewerbemarker und kein reiner Tumormarker ist .Das heißt nicht, dass man aus Vergleich von gefundenem Wert und sogenanntem Normwert allein eine Diagnose stellen kann. Berücksichtigt man aber Prostatagröße, Beschwerden des Patienten und deren Vorgeschichte, die Konsistenz der Prostata aus der Tastuntersuchung, ggf. eine spezielle Ultraschalluntersuchung und vor allem den Verlauf des PSA, wird man in den meisten Fällen zu einer zutreffenden Einschätzung kommen. Rein statistisch hat ca. ein Viertel der Patienten mit erhöhtem PSA zwischen 4 und 10 ng/ml Prostatakrebs, ein gemessen an den obigen Kriterien unauffälliges PSA schließt Prostatakrebs nahezu aus. Aus dem Gesagten ergibt sich aber auch, dass man mit einem reinen PSA-Wert tatsächlich nicht unbedingt viel anfangen kann, deswegen sollten PSA-Werte auch nicht von Journalisten, sondern von Fachleuten beurteilt werden. Wir beschäftigen uns seit Jahrzehnten mit Prostatakrebs und die Beurteilung Ihres Wertes ist bei uns sicher in guten Händen.

Als Folge zahlreicher PSA Untersuchungen werden zahlreiche „irrelevante“ Prostatakrebse entdeckt und somit auch behandelt, die man besser in Ruhe gelassen hätte und die erst durch die Diagnostik und Behandlung vom „schlafenden Tiger“ zur aktiven Bestie werden.

Die Wahrheit ist:

Hier spukt offensichtlich immer noch der Geist von Julius Hackethal, der in den 80er Jahren landauf landab durch die Talkshows zog und die These vom Prostatakrebs als „schlafendem Tiger“ verbreitete. Für diese These gibt es keinerlei Beleg, sie scheint aber derartig eingängig zu sein, dass sie sich hartnäckig hält und immer wieder kolportiert wird. Im Übrigen trägt die plakative Bildhaftigkeit der Sprache nicht zu dem angemessenen sachlichen Umgang mit dem Problem Krebs bei sondern schürt unnötig Ängste. Auch die Behauptung, dass „Alterskrebs“ grundsätzlich harmlos ist, ist eine immer wieder zu hörende Mär. Und dass die Hälfte aller Verstorbenen über 80-jährigen Prostatakrebs hat, aber daran nicht gestorben ist, beweist nicht, dass nicht schon 55-jährige an Prostatakrebs sterben können, denn die werden nicht als über 80-jährige in der Statistik auftauchen, weil sie schon seit 25 Jahren tot sind.

In den letzten Jahrzehnten hat die Häufigkeit von Prostatakrebs zugenommen, aber wahrscheinlich nicht, weil wir kränker werden, sondern weil wir unter anderem auch durch Vorsorgeuntersuchungen -besser Früherkennungsuntersuchungen genannt- eine größere Zahl von Männern untersuchen. Wer viel untersucht wird viel finden und vielleicht auch manches finden, was ihn, wenn man es nicht gefunden hätte gar nicht krank gemacht hätte, soweit richtig, aber:

Soll man deswegen weniger untersuchen und sich damit der Möglichkeit berauben „relevante“ Krebse frühzeitig zu entdecken? Das wäre Vogel-Strauss-Politik, eine Politik, die übrigens die überwiegende Mehrheit der deutschen Männer betreibt, die nicht zur Krebsfrüherkennungsuntersuchung geht. Ist es nicht besser, Instrumentarien anzuwenden und weiter zu entwickeln, die einen festgestellten Krebs auf seine Behandlungsbedürftigkeit hin beurteilen als seine Existenz zu ignorieren?

Wenn Prostatakrebs festgestellt wird, wird nicht nur zu oft sondern auch zu schnell und in der Regel überbehandelt, das heißt durch verstümmelnde, Impotenz und Harninkontinenz zurücklassende Operationen. Es führt ein direkter Weg von der PSA-Bestimmung zur OP.

Die Wahrheit ist:

Sofern sich aus den oben genannten Untersuchungsergebnissen, die eben nicht nur aus einem PSA-Wert bestehen, ein ernsthafter Verdacht auf Prostatakrebs ergibt, wird man zunächst empfehlen, Gewebeproben aus der Prostata zu entnehmen, ein Eingriff für den in der Regel weder Narkose noch Krankenhausaufenthalt erforderlich sind. Die hierbei gewonnenen sogenannten Gewebezylinder von ca. 2 cm Länge werden auf das zweifelsfreie Vorhandensein von Prostatakrebs untersucht, hierbei kann man zudem Aussagen über die Verteilung des Krebses in der Prostata und in gewissem Umfang auch über seinen Aggressivitätsgrad also seine „Relevanz“ machen.

Erst dann wird die Frage gestellt, ob der Krebs behandelt werden sollte und wenn ja wie.
Es gibt wohl keine Krebsart bei der man so viele unterschiedliche wirksame Behandlungsansätze zur Verfügung hat wie beim Prostatakrebs. Keinesfalls muss stets operiert werden. Das Behandlungskonzept soll individuell auf den Patienten abgestimmt sein und natürlich auch seine ganz subjektiven Wünsche und Bedürfnisse berücksichtigen, eine Kahlschlagmethodik ist immer fehl am Platze.
Wir verfügen über eine jahrzehntelange Erfahrung in der Behandlung von Prostatakrebs – und: wir sind nicht auf eine Methode festgelegt. Wir operieren nicht, wir bestrahlen nicht wir chemotherapieren nicht, unser Rat ist einzig darauf ausgelegt das Beste für den einzelnen Patienten zu finden, unser Rat ist interessensneutral.

Man kann nicht beweisen, dass durch die PSA-Untersuchung weniger Männer an Prostatakrebs sterben als ohne die Untersuchung.

Dies ist die einzige der häufig gehörten kritischen Thesen zum Thema PSA, der wir zustimmen, aber nicht in dem Sinn wie die Vertreter dieser Kritik es meinen.

Wenn man etwas (statistisch) nicht beweisen kann, heißt das nicht automatisch, dass es nicht richtig ist. Dass die Erde keine Scheibe ist, wurde von klugen Köpfen vermutet lange bevor man es beweisen konnte. Zugegeben, der Vergleich hinkt, tatsächlich aber bezweifeln namhafte Medizinstatistiker, dass sich der „Überlebensvorteil“ der Früherkennungsuntersuchungen durch statistische Methoden überhaupt beweisen oder widerlegen lässt.
Man müsste dafür eine möglichst große Gruppe unterschiedlichster Männer über lange Zeiträume (45-85 Jahre) beobachten, was allein schon aufgrund des ständigen Wandels in der Lebenssituation im Verlauf der 40 Beobachtungsjahre extrem schwer auszuwerten wäre. Dementsprechend widersprüchlich sind die Ergebnisse der existierenden (erheblich kürzeren) Studien, die allerdings zum Teil auch noch nicht abgeschlossen sind.

Wenn man eine Einstellung zu einer Behauptung finden soll, die niemand sicher beweisen oder widerlegen kann, ist jeder auf seine eigene Einschätzung angewiesen, somit empfehlen wir, dass jeder selbst entscheidet, für wie sinnvoll er Früherkennungsuntersuchungen für sich persönlich hält, vielleicht auch in Abhängigkeit von persönlichen Erfahrungen im Familienumfeld und im Freundeskreis.

Denn:

Was sollte gegen die Vorstellung sprechen, dass es günstiger ist eine Erkrankung frühzeitig zu entdecken ?

PSA bedeutet „prostataspezifisches Antigen“, es handelt sich dabei um eine körpereigene Substanz, die von den Epithelzellen der Prostata gebildet wird. Sie ist beeinflusst ausschließlich von Prostataeigenschaften, aber nicht nur von Prostatakrebs. Auch das Ausmaß einer gutartigen Vergrößerung der Prostata und chronische oder auch akute entzündliche Prozesse beeinflussen die Höhe des Wertes. Erkrankungen anderer Organe beeinflussen die Höhe des Wertes nicht, jedoch kann eine Reizung der Prostata durch Fahrradfahren (auch Heimtrainer), vorangegangenen Geschlechtsverkehr oder das Abtasten der Prostata den Wert fälschlich erhöhen. Die Untersuchung besteht in einer Blutentnahme, für die man nicht nüchtern sein muss. Sie kostet ca. 20 € und wird ab dem Alter von 45-50 Jahren empfohlen, besonders dann, wenn männliche Blutsverwandte ersten Verwandtschaftsgrades (Bruder, Vater Onkel, Großvater) an Prostatakrebs erkrankt sind oder waren.

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